Liebes Alk-Info-Team,
mein Name ist Marion, mein Mann ist Alkoholiker. Sein Alkoholproblem hat sich immer mehr verschlechtert, jetzt ist er 54 Jahre alt. Am Arbeitsplatz (staatsnaher Bereich) verschleiert er das Problem, denn sonst wäre er seine Arbeitsstelle los. Er trinkt bereits jeden Tag 4 Flaschen Wein und zwei Fläschchen Schnaps. Um die Alkoholika zu kaufen, geht er jeden Tag in den Supermarkt und kauft, damit es nicht so auffällt Würste dazu. Diese wirft er immer achtlos unter das Bett in seinem Zimmer, wo sie vergammeln. Man darf das Zimmer nicht betreten, sonst wird er gewalttätig. Seine Freizeit verbringt er zu 80% mit Trinken und Schlafen. Jetzt habe ich eine Frage: Wir haben zwei kleine Kinder. Ihr Zimmer liegt direkt neben dem „Alkoholmessezimmer“ Das Thema Therapie habe ich schon 100 mal aufgeworfen, leider erfolglos, deshalb droht er öfters damit, mit den Kindern auszuziehen und das Sorgerecht zu beantragen. Seiner Meinung nach wirkt sich sein Verhalten überhaupt nicht negativ auf die Kinder aus. Welche Vorgangsweise empfehlen Sie mir, damit die Kinder nicht leiden - soll es noch 20 Jahre so weitergehen?
Liebe Grüße Marion
Liebe Marion,
wie Sie richtig schreiben, leiden Sie und Ihre beiden Kinder unter dem Verhalten Ihres Mannes. Alkoholismus ist leider eine Familienkrankheit, die auf alle beteiligten Personen übergreift. Da Sie, wie Sie schreiben, schon oft eine Therapie angesprochen haben, dies aber nichts gebracht hat, dürfte Ihr Mann diesbezüglich resistent sein. Deshalb kämen drei Möglichkeiten in Betracht:
1.) Sie dulden alles wie bisher weiter, aber das möchten und können Sie nicht mehr, zu Recht natürlich. Denn irgendwann sind Sie mit Ihrer Kraft am Ende, was dann vor allem Ihre Kinder spüren werden. Und die brauchen in Ihre Kraft und Ihre ganze Aufmerksamkeit.
2.) Sie suchen eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholikern auf, wie z.B. Alanon (siehe auch „Der lange Weg des Vertrauens“), wo Sie Hilfe finden. Auch die Angehörigengruppen der Selbsthilfeorganisation für Alkoholiker, Blaues Kreuz (siehe auch „Die Schwerarbeit beginnt mit der Trockenheit“), können diesbezüglich sehr hilfreich sein. Hier finden Sie auch eine Beratung von ausgebildeten Sozialhelfern.
3.) Sie verlassen Ihren Mann mit Ihren Kindern. Dass er das Sorgerecht für die Kinder bekommt ist sehr unwahrscheinlich Jeder SozialarbeiterIn oder FamilienrichterIn wird sofort erkennen, dass es ein Wahnsinn wäre, wenn die Kinder bei ihm leben müssten. Dieser Schritt ist sicher nicht einfach für Sie, aber vielleicht hat Ihr Mann erst dann eine Chance zu erkennen, wie tief er bereits gesunken ist. Wenn Sie Ihren Mann trotz allem immer noch lieben, dann können Sie ihm sagen, dass Sie erst dann mit den Kindern zu ihm zurückkommen, wenn er (erfolgreich) eine Therapie erfolgreich absolviert hat. Aber nur dann!