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KAMPF GEGEN DEN ALKOHOL:
ES TUT SICH (ENDLICH) WAS!

In Deutschland sterben 74.000 Menschen jährlich an den Folgen ihres Alkoholkonsums, in Österreich sind es 8000 Männer und Frauen, die sich jedes Jahr zu Tode saufen. In beiden Ländern ist die Zahl der Alkoholkranken in den letzten Jahren gestiegen. In Österreich um rund 10.000 auf 360.000, in Deutschland ist die Zahl zwischen 2006 und 2012 von 1,3 Millionen auf 1,8 Millionen hinauf geschnellt. Offiziell. Inoffiziell sprechen Fachleute davon, dass es weit mehr Alkoholiker in Deutschland geben muss, als von den staatlichen Stellen veröffentlicht wird. So schätzte etwa der deutsche Psychologe Jörg Petersson im Gespräch mit „Alk-Info“ die Zahl jener, die in seinem Heimatland an Alkoholismus erkrankt sind, auf etwa vier Millionen. „Man braucht nur den Taschenrechner zur Hand nehmen“, rechnete mir der Suchtexperte vor, „wenn, wie es heißt, fünf Prozent der Deutschen chronische Alkoholiker sind, dann kommt man, egal ob man will oder nicht, genau auf diese Zahl.“
Ganz im Argen liegt es bei den Jugendlichen. Einer Statistik des Wiener Anton-Proksch-Instituts zufolge haben ein Drittel der 15-jährigen Mädchen und die Hälfte der gleichaltrigen Burschen bereits mehrmalige Rauscherlebnisse hinter sich. Bei den 13-Jährigen sind es neun Prozent der Mädchen und 16 Prozent der Buben, die bereits mehrmals betrunken waren. Und bei den 16-Jährigen sind es immerhin drei Prozent, die Trinkgewohnheiten haben, die jenseits der Gefährdungsgrenze liegen.
Lange Zeit wurde in Österreich der Anstieg der Alkoholkranken und das immer jünger werdende Einstiegsalter der Kinder negiert. Bewegt hat sich auf diesem Gebiet kaum etwas, von Selbsthilfeorganisationen einmal abgesehen. Doch nun werden, zumindest auf kommunaler Ebene, einige Stellen aktiv. Die Bundesländer Wien und Steiermark nehmen Geld in die Hand, um dem Kampf gegen die fortschreitende Alkoholisierung der Bevölkerung aufzunehmen. In der Steiermark hat man bereits im Jahr 2011 die ersten Schritte in die richtige Richtung gesetzt und an einem Präventionsprogramm gebastelt, das jetzt finalisiert wird (siehe auch „Ambitionierte Alkoholprävention in der Steiermark“), in der Bundeshauptstadt haben sich die Stadt Wien, die Gebietskrankenkasse (WGKK) und die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) zusammengesetzt und das Projekt „Alkohol 2020“ ins Leben gerufen, das schrittweise demnächst gestartet wird. Hier sollen neue Ambulanzen ebenso entstehen wie Tageszentren, zudem soll es vermehrt Aufklärung über die Gefahren des Alkohols geben.
Innsbruck: Alkoholverbot in Hotspots gefordert
In der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck will Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FL) ein öffentliches Alkoholverbot auf den Hotspots Maria-Theresien-Straße, dem Busterminal am Innrain und dem Bozner Platz durchsetzen. Mit an Bord hat sie die ÖVP, deren Stadtrat Franz Gruber der Ansicht ist, dass solche Maßnahmen gerade in der im Zentrum der Stadt liegenden Maria-Theresien-Straße unbedingt notwendig seien. Ebenfalls dafür ist auch die FPÖ und die Liste Federspiel.
Einen Aufschrei gibt es jedoch von der SPÖ-Jugend und von den Grünen. Die meinen, dass ein Alk-Verbot dem vereinbarten Ziel, den Straßenrum für die Gesellschaft als öffentlichen Raum erlebbar zu machen, widerspreche. Da drängt sich die Frage auf, wie erlebbar es ist, wenn nachts Besoffene grölend mit Wodkaflaschen bewaffnet durch die Straße ziehen? Wie erlebbar es für Jugendliche ist, wenn sie sehen, wie sich Gleichaltrige sinnlos besaufen? Und wie erlebbar es für die Anrainer ist, wenn sich nachts ob des Lärms kaum ein Auge zu machen können?
Auch in Deutschland, wo es in zahlreichen Städten bereits alkoholfreie Zonen gibt, die sich bisher bestens bewährt haben, melden sich die Grünen zum Thema Alkoholismus zu Wort. Auf die steigende Zahl der Alkoholkranken angesprochen, meint der Sprecher der Grünen-Fraktion für Drogen- und Suchtpolitik, Harald Terpe: „Hinter diesen Zahlen verbergen sich zahlreiche Familientragödien, denn mit den Abhängigen leiden auch ihre Familien und insbesondere die Kinder.“ Wie wahr!
Die Innsbrucker Grünen scheinen dies anders zu sehen. Getreu dem Motto, dass die Jugend ihren Spaß braucht und auch haben soll, will sie weiter tolerieren, wie sich Menschen, egal wie jung oder alt sie sind, allabendlich mit Wodka und Co. öffentlich so lange zuschütten, bis die Rettung kommt. Man will ja keine Verbotspartei sein. Okay, dann erlauben wir aber auch Zehnjährigen das Rauchen und verbieten Achtjährigen nicht den Besuch im Porno-Kino. Und wer mit mehr als 150 Stundenkilometer durch die Stadt brettert, soll es es eben tun. Wir sind ja sooo tolerant.
Nein, irgendwo hört der Spaß auf. Auf alle Fälle ab dem Zeitpunkt, ab dem die seelische oder körperliche Gesundheit Schaden nimmt.
Wien und die Steiermark sind Vorreiter
Alkoholismus ist eine sehr schwere Krankheit, die man (tod)ernst nehmen muss. Es ist kein Spaß, wenn ausschließlich aus dem Grund gesoffen wird, nur damit man besoffen ist. Es ist kein Spaß, wenn elfjährige Kinder die um nur wenige Jahre älteren Jugendlichen diesbezüglich als Vorbild nehmen. Und es ist auch kein Spaß, wenn schon 17-Jährige so stark abhängig sind, dass sie in eine achtwöchige eine Alkoholtherapie müssen.
All jene, die nur dabei zuschauen, sollten sich ein Vorbild an Deutschland und die Schweiz nehmen, wo man auf die Gefahren des Alkohols schon viel länger hinweist und auch dagegen etwas unternimmt. Wien und die Steiermark reihen sich jetzt erfreulicherweise dazu.

Ihr Harald Frohnwieser