Bitte beweisen Sie, dass Sie ein Mensch sind !

Liebes Alk-Info-Team

Ich heiße Elfriede und kenne seit mehr als zwei Jahren einen Mann, der mich sehr fasziniert hat und mit dem ich mich von Anfang an sehr gut verstanden habe. Er war immer sehr aufmerksam und merkte immer sofort, wenn es mir nicht gut ging.
Er war damals noch in einer Beziehung mit Kind und er vermittelte stets den Eindruck, dass alles sehr gut läuft. Ich glaube es gab keine Sekunde in der er nichts plante oder arbeitete. Stets hatte er den Kopf voll mit Ideen und wollte am liebsten die Welt niederreißen.
Schließlich kamen wir uns näher und er erzählte, dass seine Frau sich von ihm trennen will. Er lies nie durchblicken wie es ihm wirklich damit ging. In weiter Folge hatten wir ein paar sehr schöne Wochen zusammen bis das Drama anfing. Er begann nach einem Fest oftmals viel zu trinken. Wie ich erst später herausfand nicht zum ersten Mal.
Er gab sich tagelang dem Suff, dem Selbstmitleid hin. Und ich war immer für ihn da und hörte mir Stunde um Stunde all seine Geschichten an.
Nur die wesentlichen lies er aus. Nämlich die, dass er schon zwei mal eine Entzugstherapie gemacht hat. Er schaffte es auch immer sich raus zu reden, wenn ich ihn auf seine Alkoholvorgeschichte ansprach. Ich dachte noch, das ist nur eine Phase. Wenn wir zusammenhalten schafft er es und wir werden unser schönes gemeinsames Leben haben, von dem er so oft sprach.
In seinen tagelangen Aussetzern machte ich mir oft große Sorgen. Er verlor in dieser Zeit auch noch im Zuge der Trennung sein geliebtes Haus. Er sagte sehr oft, dass er nicht mehr will und alles keinen Sinn hat und es besser sei, dass er sich aufhängt. Einmal rief ich in meiner Verzweiflung die Polizei, weil er sich schon einen Strick geknüpft hatte und fuhr mit ihm insgesamt zwei mal auf die Psychiatrie, die er spätestens am dritten Tag, wenn er wieder nüchtern und geistig auf der Höhe war mit den besten Argumenten verließ.
Er musste nun bei seiner Mutter wohnen, was jetzt auch kein Highlight für einen erwachsenen Mann ist.
Es ging immer zwei, drei Wochen gut, dann kam es immer wieder zu Rückfällen. Ich organisierte ihm einen stationären Therapieaufenthalt. Das ist jetzt ein Jahr her. Es war danach etwas besser, aber nicht gut. Seit einem halben Jahr wohnt er bei mir, weil seine Familie nichts mehr zu tun haben will mit ihm und seine Mutter ihn auch vor die Türe gesetzt hat.
Er hat bis jetzt respektiert, dass ich ihn nicht betrunken in meiner Wohnung haben will, weil mein 20-jähriger Sohn auch noch bei mir wohnt.
In den letzten vier Wochen hat er dies aber dann doch gemacht. Und zwar in einem sehr, sehr ausgeprägten Ausmaß.
Ich habe das Gefühl, ich kann nichts verändern, egal was ich mache. Er sagt er liebt mich und möchte eine gemeinsame Zukunft. Plant dies auch wunderschön. Aber kurz darauf ist wieder alles vorbei. Ich kann mich auch nicht trennen, weil er ja nirgends hin kann.
Bis jetzt habe ich immer gehofft und geglaubt, aber das ist mittlerweile alles sehr erschöpft. Ich habe einfach Angst, dass, wenn er mich jetzt auch noch verliert, er gar keinen Halt mehr im Leben hat. Ich weiß schon, dass ich nicht für sein Leben verantwortlich bin, aber ich kann ihn auch nicht einfach so fallen lassen.
Alle Gespräche und Vorschläge, dass er über seine zweiwöchentliche Psychotherapiestunde (die aus gesagten Gründen auch öfter ausfällt) hinaus noch zusätzlich etwas unternimmt, schlägt er aus. Braucht er nicht. Er macht das schon....

Liebe Frau Elfriede,

hier einen Rat zu geben ist nicht ganz einfach, denn Sie - und auch Ihr Freund - wissen ja, wie es um ihn steht. Dass er seine Situation dennoch nicht wahrnehmen möchte liegt in der Natur der Krankheit, was aber nicht heißen soll, dass er Sie und Ihren Sohn in seine Krankheit mit hineinziehen darf. Sie müssen sich bewusst sein, dass Sie ihm, solange er trinken will, nicht helfen können. Seien Sie daher konsequent und sagen ihm dass er ausziehen muss, wenn er nochmals zu Hause betrunken ist - und ziehen Sie das dann auch durch, nur so hat er eine Chance, den Ernst der Lage zu kapieren. Lassen Sie sich auch von seinen Selbstmorddrohungen nicht erpressen, Sie können ihn ohnehin nicht 24 Stunden am Tag überwachen, damit er sich nichts antut. Seien Sie sich immer bewusst, dass ein Alkoholkranker zu allen Mitteln greift, um Verständnis für seine Situation zu erlangen. Wenn er zu oft droht, sich umzubringen, werden Sie ihn eines Tages ohnehin nicht mehr ernst nehmen - was einer Beziehung nicht gut tut. Eine Beziehung auf Angst aufzubauen ist nie der richtige Weg. Eines sollte Ihnen immer klar sein: Sie sind nicht schuld an seiner derzeitigen Situation, die nur er alleine ändern kann.
Sagen Sie Ihrem Freund, dass Sie dann für ihn da sind, wenn er bereit ist, sich zu ändern. Sagen Sie ihm, dass er ein wunderbarer Mensch ist, solange er nichts trinkt, und dass Sie diesen Menschen wieder haben wollen. Es gibt mehrere Wege, um auf Dauer trocken zu bleiben. Neben der klassischen Therapie gibt es auch die Treffen der Anonymen Alkoholiker, die weltweit schon Millionen Alkoholikern geholfen haben, trocken zu werden und es dauerhaft auch zu bleiben. Darüber hinaus gibt es auch das Blaue Kreuz - ebenfalls eine Selbsthilfegruppe. Die Web-Adressen finden Sie bei unseren „Anlaufstellen“.