AC/DC-Sänger Bon Scott starb durch Alkohol
Seine ganz persönliche Autobahn zur Hölle

von Harald Frohnwieser

„Highway To Hell“, die Autobahn zur Hölle, wurde 1979 zum größten Triumph des in Schottland geborenen und nach Australien ausgewanderten Bassisten und Sängers Bon Scott, der sich 1974 der australischen Kultband AC/DC anschloss. Doch die Hölle gab es nicht nur auf Vinyl, sie war auch in Scotts Leben längst präsent: Der Musiker liebte den Alkohol, bagatellisierte sein Trinkverhalten und soff auch dann noch weiter, als ihm sein Arzt wegen Scotts kaputten Leber nur noch kurze Zeit zu leben gab. Am 19. Februar 1980 verstarb der Rockmusiker nach einer durchzechten Nacht im Auto seines Freundes.

Angus Young und Bon Scott (r.)„Ich sah Bon einmal drei Flaschen Bourbon direkt hintereinander trinken, aber auch wenn er gerne trank und seinen Spaß haben wollte, war er doch immer zur Stelle, wenn du ihn brauchtest, und dann tat er seinen Job“, erzählt der Gründer der australischen Kultband Angus Young über seinen im Februar 1980 verstorbenen Kumpel Bon Scott. Scott selbst, der bei der Band den Bass spielte und als Sänger vor dem Mikro stand, sagte noch während seiner letzten Welttournee 1979: „Es hält dich fit – Alkohol, Groupies, Schweiß auf der Bühne, schlechtes Essen, es ist alles sehr gut für dich.“
Ein paar Monate später war nichts mehr gut für den gebürtigen Schotten, der 1974 zur Band stieß, die mittels Zeitungs-Inserat einen Bassisten und Sänger suchte. Als Bon zu Weihnachten 1979 nach Australien zurückkehrte, befand er sich in einem sehr schlechten Zustand, körperlich aber auch seelisch. Sein Gesicht war bleich, er war heiser und sprach kaum noch ein Wort. Zudem war er erschöpft und schwer depressiv. Mehrere Wochen später starb der Musiker nach einer Sauftour, die er gemeinsam mit seinem Freund Alistair Kennear unternommen hatte, im Auto seines Kumpels. Die Rückbank des Wagens war voll von Erbrochenem.
Geboren wurde Ronald Belford Scott am 9. Juli 1949 in Kirriemuir in Schottland. Als er sechs Jahre alt war, wanderte seine Familie nach Australien aus. Zunächst wohnte man in der Nähe von Melbourne, 1956 zog Scott mit seinen Eltern und den Geschwistern nach Perth. Scott erinnerte sich in einem Interview an seinen gar nicht guten Start in der neuen Schule: „Meine neuen Schulkameraden drohten, die Scheiße aus mir rauszuprügeln, als sie meinen schottischen Akzent hörten. Mir blieb eine Woche, um zu lernen so wie sie zu sprechen, wenn ich überleben wollte. Aber ich blieb cool. Ich ließ mich von niemandem überrollen und es machte mich entschlossen auf meine eigene Art und Weise zu sprechen. Und so bekam ich meinen Namen: Bonny Scott, Bon kommt von „Bonny Scottland“, einem schottischen Volkslied.“
Rock 'n' Roll war seine Liebe
Zunächst begeisterte sich der Teenager sehr für Pferde, etwas später für sein Motorrad, mit dem er die Gegend unsicher machte, doch dann wurde die Musik zu seinem liebsten Hobby. Zunächst spielte er Klavier und Akkordeon, dann spielte er mit zusammen mit seinem Vater in der Kapelle eines Schottenvereines, wo man ihm Trommeln und Dudelsackpfeiffen beibrachte. Bei den traditionellen Trommelwettbewerben gewann Scott fünf Mal den ersten Preis. Doch schon bald tauschte er die schottischen Heimatklänge gegen den Rock 'n 'Roll aus. Mit 20 gründete Scott, der sich mit Jobs als Briefträger, LKW-Fahrer und Barkeeper über Wasser hielt, seine erste Band, „The Spectors“. 1969 wurde er Schlagzeuger und zweiter Leadsänger bei „The Valentines“, etwas später schaffte er mit der Band „Fraternity“, zu der er 1971 wechselte, erste Erfolge. 1972 heiratete Bon seine Freundin Irene Thornton, ließ sich aber zwei Jahre später wieder von ihr scheiden. „Ich bin mehr in den Rock 'n' Roll verliebt als in jede andere Sache“, begründete er später seinen Schritt. Auch von „Fraternity“ ließ sich Scott bald wieder scheiden und verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch diverse Jobs.
1974 las er, wie schon erwähnt, das Inserat von AC/DC. Der Rest ist Geschichte. Die australische Band rund um Lead-Gitarrist Angus Young, dessen kurzen Hosen, die er bei den Shows trug, zum Markenzeichen wurde, stieg schnell nach oben. Die Chemie zwischen Bon Scott und den restlichen Mitgliedern (Angus und Malcolm Young, Phil Rudd und Mark Evans) stimmte von Anfang an. Bon sollte schon bald über das singen, was für ihn das Wichtigste war: schneller Sex, leichte Mädchen und durchzechte Nächte.
Die berüchtigste Rockband der Welt
1979 folgte der weltweite Durchbruch der Band: Das Album „Highway To Hell“ wurde zu einem unglaublichen Erfolg und AC/DC (den Band-Name hatte Angus' und Malcolms Schwester vorgeschlagen, als sie auf der Rückseite ihrer Nähmaschine die vier Buchstaben entdeckte), die australischen Rocker wurden zur berüchtigsten Rockband der Welt. Religionslehrer warnten vor den Songs des Albums, die ihrer Meinung nach den Teufel und die Hölle verherrlichten.
In seiner ganz persönlichen Hölle war Bon Scott inzwischen längst angelangt. Obwohl er sein Trinkverhalten bagatellisierte, war es ihm anzusehen, dass es ihm immer dreckiger erging. In einem Interview mit Zeit Online erzählte Angus Young über seinen verstorbenen Kumpel: „Bon hat tatsächlich alles getrunken, was ihm vor die Lippen kam, und es hatte gar keinen Sinn, ihn davon abbringen zu wollen… Als er zu unserer Band stieß, gab es schwerste Bedenken, weil ich ihn für einen unzuverlässigen, betrunkenen Kleinkriminellen hielt, was er wohl war.“ Auf die Frage, warum Bon so viel trank antwortete Young: „Es fiel ihm schwer, mit anderen Leuten in Kontakt zu treten, wenn er nüchtern war.“
Leber von Alkohol zerfressen
Am Abend des 18. Februars 1980 war Bon Scott ganz sicher nicht nüchtern. Sein Freund Alistair Kinnear war mit ihm in London, wo die Band gerade ein neues Album aufnahmen, gemeinsam unterwegs und erinnert sich: „Am frühen Abend machten Bon und ich eine Tour durch die bekannten Londoner Clubs und Discotheken. Als wir gegen 1.30 Uhr Hard Rock-Disco „Music Machine“ erreichten, hatte Bon bereits über einen Liter echten Bourbon zu sich genommen und war mächtig in Stimmung. Dass er betrunken war, merkte man ihm noch nicht an. Doch nach ungefähr zwei Stunden war Bon total betrunken und hing wie leblos auf seinem Stuhl.“ Kinnear verfrachtete den sich ins Koma getrunkenen Sänger in seinen blauen Renault. „Dort kam Bon nochmals zu sich, redete wirres Zeug und verfiel in eine tiefe Depression.“ Dann schlief er endgültig ein.
Als sein Freund das Haus, in dem sie beide wohnten, erreichte, wollte er ihn wachrütteln, jedoch vergebens. Alistair Kinnear ließ Bon weiterschlafen und hinterließ ihm eine Nachricht, dass er im Haus sei. „Als ich am Nachmittag des 19. Februar aufwachte, war von Bon nichts zu sehen“, erinnert sich der Freund weiter, „und nach einem Blick aus dem Fenster sah ich, dass Bon noch im Auto lag. Ich zog mich schnell an und ging hinunter, um nach ihm zu sehen. Bon saß auf dem Rücksitz, den Kopf über die Lehne gebeugt, und überall waren Spuren von Erbrochenem.“ Kinnear rief sofort den Notarzt an, doch der konnte nur noch den Tod seines Freundes feststellen. Kinnear weiter: „Nur sein Arzt, Bon und ich wussten, wie es gesundheitlich wirklich um ihn bestellt war. Bons Leber war durch den ständigen Alkoholgenuss der letzten Jahre total zerfressen. Der Arzt gab ihm schon damals nur noch kurze Zeit zu leben.“
Bon Scott wurde nur 33 Jahre alt. AC/DC haben bisher rund 200 Millionen Platten verkauft und gehen in neuer Besetzung (Malcolm Young ist ausgestiegen) noch immer auf Tournee.

Foto: acdc.com (1)