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Hallo,

ich heiße Edith und habe folgendes Problem: Meine Freundin, oder besser meine ehemalige Freundin, die sich immer mehr von der Außenwelt abkapselt, hat ein massives Alkoholproblem, sie trinkt mindestens eine Flasche Wein täglich, (das weiß ich mit Sicherheit). Sie hat inzwischen eine rot-blaue Gesichtsfarbe und einen aufgedunsenen Körper. Für mich ist das Zusehen eine Qual, aber ich weiß nicht, wie ich das Problem ansprechen soll, oder kann. Eine direkte Konfrontation könnte dazu führen, dass sie überhaupt nicht mehr mit mir redet. Zusehen geht aber auch nicht!
Hilfe!!!

Liebe Edith,

ich denke schon, dass Sie das Alkoholproblem direkt ansprechen sollten, aber mit viel Sensibilität und Verständnis und vor allem ganz ohne Vorwürfe. Seien Sie sich bewusst, dass eine Alkoholabhängigkeit nichts mit einer Willens- oder Charakterschwäche zu tun hat. Alkoholismus ist eine schon seit Jahrzehnten von der WHO anerkannte Krankheit.
Bieten Sie Ihrer Freundin auch an, dass Sie sie zu einem Beratungsgespräch (Adressen finden Sie auf unserer Homepage unter „Anlaufstellen) begleiten. Sprechen Sie ihr Mut zu, sagen Sie ihr, dass Sie sich vorstellen können, dass es nicht leicht ist, Hilfe anzunehmen, dass man es aber alleine sehr schwer schafft, mit dem Trinken aufzuhören. Vielleicht sagen Sie Ihrer Freundin auch, dass sich ein Leben ohne Alkohol durchaus lohnt. Hilfe bieten auch die Selbsthilfegruppen der Anonymen Alkoholiker, die man - wie der Name schon sagt - anonym aufsuchen kann. Hier kann man über sich und seine Probleme reden wenn man will, man muss es aber nicht. Die Teilnehmer der Gruppen sind bunt gemischt (Akademiker, Lehrer, Arbeiter, Angestellte etc.).
Seien Sie nicht enttäuscht, wenn sich Ihre Freundin anfangs weigert, Hilfe anzunehmen, das gehört zur Krankheit. Vielleicht ist sie auch für eine gewisse Zeit böse auf sie, aber das muss man einkalkulieren. Es kann aber durchaus sein, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt dazu bereit ist. Bei mir war es auch so: Ein Verwandter hat mir den Tipp gegeben, ein Treffen der Anonymen Alkoholiker zu besuchen - und ich war zunächst sehr beleidigt auf ihn. Hingegangen bin ich dann doch, aber es hat noch eine Zeit gedauert, bis ich trocken werden konnte.
Ich finde es mutig von Ihnen, dass Sie nicht wegschauen, sondern Ihrer Freundin helfen wollen.