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Erschreckende Studie über Alkohol und Energy-Drinks
Auswirkungen wie bei Kokain oder Morphium

von Harald Frohnwieser

Dass Energy-Drinks nicht gerade gesund sind, ist bekannt. Und dass Alkohol ebenfalls Gift für den Körper ist, ebenfalls. Doch eine neue Studie enthüllt nun, dass ein Mix aus diesen beiden Substanzen geradezu fatale gesundheitliche Folgen haben kann mit Auswirkungen, die man bisher nur vom Kokain- oder Morphium-Konsum kannte. Außerdem belegen die Forscher, dass Kinder und Jugendliche, die regelmäßig Energy-Drinks mit Alkohol mischen, im Erwachsenenalter viel schneller in eine Alkoholabhängigkeit geraten können als bisher angenommen.

Die Partynacht wird noch lange dauern. Das macht müde. Wenn man dann noch Alkohol getrunken hat, kommt irgendwann ohnehin ein Punkt, an dem man nur noch einschlafen möchte. Doch aufs Weiterfeiern zu verzichten kann man sich auch nicht vorstellen. Also gibt es ein Patentrezept, zu dem viele Jugendliche und junge Erwachsene gerne greifen, wenn sie nicht ins Bett sondern weiterhin zu heißen Rhythmen tanzen wollenEnergy-Drinks – ein Energy-Drink, gemixt mit einem kräftigen Schuss Wodka, Whisky oder Jägermeister. Das macht mit einem Schlag munter und aktiviert die Lebensgeister, die man braucht, um nicht vorschnell zur peinlichen Partyleiche zu werden.
Das dachte auch eine junge Studentin aus England, die aufs Feiern nicht verzichten wollte und zu dieser gefährlichen Kombination griff. Die 18-Jährige, die bereits sichtlich angetrunken war, vertrug zwar die große Menge Alkohol ohne größere Probleme, doch die hohe Koffein-Konzentration brachte Stunden später ihren Körper völlig außer Kontrolle. Die Britin erlitt nicht nur drei Herzattacken knapp hintereinander, sondern ihr Herz hörte sogar bald darauf zu schlagen auf. Die junge Frau musste im Spital für die Dauer von drei Wochen ins künstliche Koma versetzt werden.
Gefährlicher Mix
Forscher der Purdue University in West Lafayette im US-Bundesstaat Indiana haben nun untersucht, wie sich der Mix aus Alkohol und Energy-Drinks auf den Organismus auswirkt und haben Mäusen im Versuchslabor dieseForscherteam von Richard van Rijn (dritter Mann von links) Substanzen über einen längeren Zeitraum hinweg verabreicht. Dazu Studienleiter Richard van Rijn: „Die Kombination von Alkohol und Koffein schien die Mäuse über eine gewisse Grenze zu treiben, was ihr Verhalten und die Neurochemie in ihrem Gehirn beeinflusste.“ Besonders interessant war dabei für den Studienautor, dass es dabei vor allem auf den Mix ankommt, denn: „Die Auswirkungen, die wir beobachten konnten, traten nicht auf, wenn die Mäuse nur eine der beiden Substanzen, also entweder Koffein oder Alkohol, konsumiert hatten. Aber beide Substanzen zusammen überschreiten eine Grenze, wodurch es zu neurochemischen Veränderungen im Gehirn und zu einer Verhaltensänderung kommt.“
Werte wie nach Kokain- oder Morphium-Konsum
Doch das war nicht alles, was Professor Rijn und sein Team feststellen konnten. Die Forscher entdeckten, dass die Mäuse erhöhte Werte des Proteins FOSB aufwiesen, das in der Neurochemie als Zeichen dafür gewertet wird, dass ein erhöhter Konsum von Drogen wie Kokain oder Morphium vorausgegangen war. „Die dauerhaften Veränderungen im Gehirn, die durch Drogenkonsum ausgelöst werden, sind der Grund, warum diese Substanzen so süchtig machen“, schrieben die Wissenschaftler in ihrem Bericht, den sie im Journal „Alcohol“ veröffentlichten. Weiters stellten die Forscher fest, dass die Mäuse aktiver wurden, je mehr sie koffeinhaltigen Alkohol bekamen. Ein Effekt, der auch bei Mäusen festgestellt wurde, die Kokain bekamen.
Mäuse wurden sehr schnell süchtig
Dass die Versuchstiere von Energy-Drinks und Alkohol schnell abhängig wurden, konnten die Forscher ebenfalls beobachten, indem sie den Mäusen den Süßstoff Saccharin als Kokain-Ersatz verabreichten. Dabei zeigte sich, dass jene Mäuse, die in jungem Alter koffeinhaltigem Alkohol ausgesetzt waren, deutlich mehr Saccharin zu sich nahmen. „Mäuse, die zuvor Alkohol und Koffein verabreicht bekamen, nahmen die stimulierende Wirkung von Kokain-ähnlichen Substanzen weniger deutlich war, weshalb sie größere Mengen davon konsumierten“, erklärte Professor Richard van Rijn. Der künstliche Süßstoff verschafft der Maus ein sehr angenehmes Erlebnis und aktiviert das Belohnungssystem des Gehirns. Ist dieses System abgestumpft, braucht das Gehirn immer mehr von dieser glücklich machenden Substanz. Die Wissenschaftler gehen aufgrund ihrer Versuchsergebnisse nun davon aus, dass die von ihnen beobachtenden Hirnveränderungen, die diese Mixgetränke auslösen, vor allem für junge Menschen die Gefahr erhöhen, früher oder später von natürlichen Substanzen wie Alkohol, aber auch von pharmakologischen Substanzen wie Kokain und Morphium schnell abhängig werden können.
Gefahr für das Herz
Doch die Kombination von Alkohol und Energy-Drinks kann nicht nur schnell süchtig machen, sie stellt auch ein großes Risiko dar, an einem Herzleiden zu erkranken. Heribert Brück vom BundesverbandEine Line ziehen (Koks konsumieren) Niedergelassener Kardiologen (BNK) in München sagte dazu, dass Energy-Drinks heftiges Herzrasen und Herzrhythmusstörungen auslösen können, da sie den Adrenalinspiegel in Höhe schnellen lassen. Zudem kommt es oft zu einer Erhöhung des Blutdrucks sowie zu einer inneren Unruhe. Kombiniert man nun öfter den Energy-Drink mit Wodka oder anderen harten Spirituosen, dann kann das für das Organ richtig gefährlich werden. Heribert Brück erklärt, warum das so ist: „Durch die Energy-Drinks kann die Alkoholwirkung zumindest zeitweise verschleiert werden, was dazu führt, dass mehr Alkohol zugeführt wird, als verträglich ist. Außerdem kann Alkohol selbst zu Herzrhythmusstörungen führen, so dass in der Kombination die Gefahr besonders groß ist.“
Dass auf Partys die Mixgetränke der große Renner sind, ist leider eine Tatsache, um die sich Suchtexperten vermehrt kümmern werden müssen. Denn aufgrund dieser neuen Forschungsergebnisse ist es auch schon egal, ob man sich Energy-Drinks mit Alkohol gibt oder sich gleich eine Line Kokain reinzieht…

Fotos: purdue.edu (1), Werner Schneider (1) Grafik: Thomas Frohnwieser (1)

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