Alkoholmissbrauch und Diabetes
Eine bittersüße Gefahr

von Harald Frohnwieser

Wenn die Zuckerkrankheit zu einer tödlichen Gefahr wird: Diabetiker, die regelmäßig Alkoholmissbrauch begehen, gehen ein unheilvolles Risiko ein und setzen ihr Leben aufs Spiel. Denn zu viel Alkohol führt sehr oft zu einer Unterzuckerung. Dadurch kann es jedoch zu einer schweren Stoffwechselentgleisung kommen, die unverzüglich auf einer Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden muss. Wird der Patient zu spät ins Spital eingeliefert, bedeutet das meistens seinen Tod. Im Allgemeinen gilt, dass Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, nur sehr moderat Alkohol trinken sollen, da sonst schwerwiegende Folgen drohen.

Hieß früher einmal, dass Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, zur Gänze auf Alkohol verzichten sollen, so schränken Mediziner mittlerweile ein, dass ein moderater Alkoholkonsum erlaubt ist. Doch was gilt als moderat? Die Forschung hat sich hier klar festgelegt: bei Männern gilt, dass sie pro Tag nicht mehr als 20 Gramm Alkohol – das sind in etwa 0,5 Liter Bier und nicht mehr als 0,2 bis 0,4 Liter Wein - trinken sollen. Für Frauen wird der Richtwert mit 10 Gramm Alkohol angegeben. Zudem wird von den Ärzten zu zwei alkoholfreien Tagen die Woche geraten.
Doch wer bereits, zum Beispiel aufgrund von Alkoholmissbrauch, einen Leberschaden hat, bei wem die Bauchspeicheldrüse nicht mehr richtig funktioniert, wer bereits Nervenschäden aufweist oder bei wem der Fettstoffwechsel gestört ist und wer an einer häufigen Unterzuckerung leidet, sollte jedoch, so die Mediziner, ganz auf Alkohol verzichten.
Alkohol als Kalorienbombe
Viele Diabetiker des Typs 2 haben zudem Übergewicht, das, um den Diabetes zu lindern, abgebaut werden sollte. Doch die meisten alkoholischen Getränke sind wahre Kalorienbomben und fördern somit eine Gewichtszunahme sowie einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Besonders schlimm für Diabetiker mit Übergewicht ist es, wenn sie den Alkohol mit zuckerhaltigen Getränken wie Limonaden oder Energydrinks mischen (siehe auch „Starkes Saufen hat Gewicht“ & „Voll beflügelt in die Sucht). Denn nach einem Alkoholkonsum kann sich die Leber eines Diabetikers nicht mehr richtig mit dem Abbau von Alkohol beschäftigen, sie hat dadurch weniger Kapazitäten, die Glucose in das Blut auszuschütten. Was zur Folge hat, dass eine Hypoglykämie, als Unterzuckerung, entsteht. Wer Alkohol auf nüchternen Magen trinkt, erhöht dieses Risiko zudem. Im Extremfall kann es zu einer Unterzuckerung sogar noch 30 Stunden nach dem letzten Glas kommen.
Folgen einer Unterzuckerung
Doch welche Symptome hat eine Unterzuckerung? Bei einem geselligen Zusammensein oder auf Partys kann für Außenstehende leicht der Eindruck entstehen, dass diese Person betrunken sei, was aber nicht der Fall sein muss. Häufig treten Unruhe, Nervosität, Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Heißhungergefühl, Kopfschmerz, Konzentrationsschwierigkeiten, Koordinationsstörungen, Sprachprobleme, Verwirrtheit und Bewusstseinsstörung bis hin zur Ohnmacht auf. Experten raten daher, dass ein Diabetiker, der Alkohol trinkt, stets einen Snack zu sich nimmt, der viele Kohlenhydrate enthält. Dazu zählen zum Beispiel Kartoffelchips, Knäckebrot, Reiswaffeln, Nüsse oder ein Salamibrötchen. Dazu sollte man sich bei seinem Arzt informieren, wie die basale Insulindosis nach einem Alkoholkonsum angepasst werden sollte. Ebenfalls empfohlen wird, dass man jene Personen, mit denen man trinkt, auf eine mögliche Unterzuckerung informiert. Denn es ist für viele Diabetiker schwer, diesen Zustand selbst wahrzunehmen.
Folgen von Alkoholmissbrauch bei Diabetikern
So viel zu einem moderaten Alkoholkonsum bei Diabetikern. Doch wie sieht die Sache aus, wenn jemand bereits alkoholabhängig ist? Dazu muss man zunächst einmal wissen, dass Alkoholmissbrauch bei Menschen mit Diabetes genau so häufig auftritt wie bei Menschen, die nicht zuckerkrank sind. Sind die Folgen für einen Nicht-Diabetiker bereits schlimm genug, wenn er regelmäßig zu viel Alkohol trinkt, so kann es für einen Zuckerkranken das Risiko für einen Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen enorm erhöhen. Hinzu kommen Folgekomplikationen wie:

* Polyneuropathie (Nervenschmerzen, siehe auch „Wenn kribbeln und stechen unerträglich werden“)

* Diabetisches Fußsyndrom

* Impotenz

* Hoher Blutdruck

* Hohe Blutfettwerte

* Ketoazidose, die bis zum Tod führen kann. Hier handelt es sich um eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung, die bei Insulinmangel auftritt und sofort auf einer Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden muss. Wird der Patient nicht rechtzeitig ins Spital eingeliefert, kann es zu spät sein und er stirbt.

Hinzu kommt, dass Alkoholiker mit Diabetes über eine mangelnde Behandlungsmotivation verfügen, das heißt, dass ihnen ihre Zuckerkrankheit egal ist, dass sie ihren Zuckerspiegel nicht oder kaum mehr kontrollieren oder dass ihnen Fehler bei der Selbstbehandlung – wie zum Beispiel mit der Insulinpumpe - unterlaufen.
Stationäre Alkoholtherapie
Wichtig für Diabetiker ist daher, dass sie sich einem stationären Alkoholentzug unterziehen, bei der auch Diabetologen hinzu gezogen werden. Dazu die Plattform Diabetesnews.de: „Die Diabetestherapie muss, solange eine Alkoholentwöhnung nicht erreicht wurde, insbesondere die Gefahr einer Unterzuckerung berücksichtigen. Soweit verfügbar, sollten Suchtberater und Angehörige in die Betreuung eines Diabetikers einbezogen werden.“ Geraten wird von Fachleuten auch dazu, dass ein alkoholkranker Diabetiker seinem behandelnden Arzt ungeschönt über die tägliche Menge Alkohol, die er zu sich nimmt, aufklärt, damit eine zielführende Therapie beider Krankheiten in die Wege geleitet werden kann und man beide Krankheiten gut in den Griff bekommen kann.