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Februar 2022

Lockdown als Horrortrip für Kinder von suchtkranken Eltern

„Wir wissen aus den Sucht-Beratungsstellen im Land, dass es während der Lockdowns viele Rückfälle gegeben hat“, ist Birgit Grämke von der Landeskoordinierungsstelle MV des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern besorgt. Und weiter: „Wer beispielsweise auf einem guten Weg war, der Abhängigkeit nach schwerem Kampf zu entkommen, ist durch die einschränkenden Corona-Regeln gegebenenfalls wieder in das alte Suchtverhalten zurückgefallen.
Besonders die Kinder von rückfällig gewordenen Elternteile leiden dann besonders darunter, dass der Papa oder die Mama wieder trinkt. Dazu Birgit Grämle: „Für Kinder ist es ein Horrortrip, wenn sie wochenlang quasi mehr oder weniger in Wohnungen gefangen sind. Deshalb ist es gerade für Jungen und Mädchen von suchtkranken Eltern zu Beginn der Pandemie wichtig gewesen, dass sie als systemrelevant eingestuft worden wurden und somit weiterhin Zugang zu den Kitas hatten.“, Denn ein strukturierter Tagesablauf sei überlebenswichtig.
Aus ihrer langjährigen Erfahrungen hat die Suchtexpertin mitbekommen, welchen Spagat solche Kinder tagtäglich zu bewältigen haben. „Auf der einen Seite lieben Kinder ihre Eltern bedingungslos, auf der anderen Seite wird ihnen von alkohol- und drogenabhängigen Eltern stets eingetrichtert, ja nichts davon draußen zu erzählen. Durch das Schweigen der Betroffenen fällt das Schicksal von Eltern und Kindern oftmals über einen langen Zeitraum für Außenstehende gar nicht auf“, so Birgit Grämke, die es für wichtig hält, Ärzte, Lehrer, Kindergärten oder Nachbarn zu sensibilisieren, genau hinzuschauen und gegebenenfalls nicht zu schweigen, sondern Hilfe anzubieten.