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Das exzessive Leben des Richard Burton
Eine Cleopatra und tausende Drinks

von Werner Schneider

Alles im Leben des Richard Burton war öffentlich. Seine beiden Ehen mit Liz Taylor, seine Alkoholexzesse, seine Millionen teuren Geschenke an die Frau, die er zweimal heiratete und die Zerfleischungen, die beide vor und für die Medien zelebrierten. Burton war ein begnadeter Schauspieler, der sieben Oscar-Nominierungen erhielt (Peter O’Toole schlug ihn mit acht Nominierungen) – aber nie den Oscar selbst, den bekam Liz Taylor zweimal. Er spielte in Filmen, die zu Richard Burton in „The Robe“ (1953)Kultklassikern wurden („Die Nacht des Leguan“, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ „Der Spion, der aus der Kälte kam“), und auch jede Menge Schund, kein Wunder bei rund 70 Filmen. Noch drei weitere Frauen – außer der Taylor – durften sich Mrs. Burton nennen. Die letzte, Sally Hay, hatte er erst im Jahr seines Todes geheiratet.

Geboren als Richard Walter Jenkins jr, am 10. November 1925 in Pontrhydyfen in Wales, als 12. von insgesamt 13 Kindern hatte das Baby nicht die besten Voraussetzungen. Der Vater war Säufer, die Mutter starb, als er zwei Jahre alt war. Schon in jungen Jahren musste der Junge zum Lebensunterhalt beitragen. Ihn aber dürstete es nach Höherem, nach der Kunst. Jenkins jr. lebte bei seiner Schwester und lernte den Schauspiellehrer Philipp Burton kennen, der ihm den walisischen Akzent austrieb und dessen Namen er fortan als Künstlernamen tragen sollte.
Bald entpuppte er sich als begnadeter Shakespeare-Darsteller und er landete am legendären Old Vic.
Den ersten Hollywood-Film drehte Burton 1952 mit Olivia de Havilland: „Meine Cousine Rachel“. Dafür bekam er seine erste Oscar-Nominierung und das Filmgeschäft hatte ihn fest im Griff. Der Alkohol auch. Aber noch war Burton Vater seiner Tochter Kate Burton und Mann von Sybil Williams.
Das entscheidendste Zusammentreffen seines Lebens fand 1963 bei den Dreharbeiten zum Film „Cleopatra“ statt. Burton soll, so will es die Historie wissen, zu der wohlgeformten Liz Taylor gesagt haben: „Du bist zu fett!“ Elizabeth die Große ohrfeigte den groben Waliser nicht durch die Kulissen sondern soll von seiner Männlichkeit so angetan gewesen sein, dass sie sich leidenschaftlich verliebte. 1964 wurde geheiratet. Dann folgten Boulevardorgien.
Mit Liz getrunken – und gestritten
Beide hielten sich mehr als gut tat an der Flasche fest. Es wurde gemunkelt, dass es auch zu Handgreiflichkeiten gekommen war. Aber dann folgten heftige Liebesschwüre und die Schmuckstücke an Taylors Hals wurden immer größer. Es folgten Suizidversuche und neuerliche Versöhnungen. Gemeinsame betrunkene Auftritte erfreuten die Papparazzi. Er soll sie zuletzt immer „fettes Törtchen“ genannt haben und sie sprach öffentlich nur vom „Säufer“. Und doch sagte Taylor: „Wir haben uns verzweifelt geliebt.“ In elf Filmen standen sie gemeinsam vor der Kamera und lieferten an nahezu jedem Drehort ein paar Skandälchen oder zumindest Anekdoten.
Burtons Ruf war auch in den Osten gedrungen. Für die jugoslawische Produktion „Die fünfte Offensive“ um die Schlacht an der Sutjeska, wurde Burton als Hauptdarsteller verpflichtet. Er traf dabei auf den Präsidenten Josip Broz Tito – und fand in ihm einen kongenialen, trinkfesten Zechbruder.
Harte Sachen auch in Wien
1974 wurde die Ehe Taylor-Burton geschieden. 1975 wurde wieder geheiratet und im Jahr darauf wieder geschieden. In dieser Zeit, so wollen es Wegbegleiter wissen, trank der Mime zwei Flaschen harter Sachen am Tag. Bei einem Opernballbesuch in Wien musste er mit Hilfe zweier Begleiter ins Hotel „Bristol“ verfrachtet werden. Jemand hatte ihm zuvor bei einer Pressekonferenz die etwas dümmliche Frage gestellt, ob er auf alle seine Filme stolz sei. Burton antwortete mit entwaffnender Ehrlichkeit: „An manche kann ich mich einfach nicht mehr erinnern…“
Nach der zweiten Trennung von Elizabeth Taylor heiratete er die ehemalige Ehefrau des Formel 1-Rennfahrers James Hunt, Susan Hunt. Sie soll ihn dazu gebracht haben, die Sauferei radikal zu reduzieren. Die Verbindung war auch nicht von langer Dauer. Der einstmals bestverdienende Schauspieler Hollywoods und „Commander of the Order of the British Empire“ ließ sich zu Filmen wie „Der Exorzist II“ und „Steiner, das Eiserne Kreuz II“ herab (1977 und 1979).
Sein letztes Projekt war „1984“ der Film nach dem George Orwell’schen Roman 1984.
Im selben Jahr starb Richard Burton, nur 58 Jahre alt, in einer Genfer Klinik an einer Gehirnblutung.

Foto: commons.wikimedia.org / 20th Century Fox (1)