DA KANN MAN HALT NICHTS MACHEN!

„In Wiener Neustadt mussten bis Freitagnachmittag bereits 25 Alkoholisierte versorgt werden. Acht Schüler landeten im Krankenhaus.“
Ganze zwei Sätze in der Tageszeitung KURIER waren es, die über ein Massenbesäufnis unter Kindern und Jugendlichen in Niederösterreich berichteten, die Ende Juni 2013 den Beginn der Sommerferien wohl zu ausgiebig feierten. Die anderen Zeitungen schwiegen sich überhaupt darüber aus.
Man kann sich gut vorstellen, wie man in den Zeitungsredaktionen mit Meldungen wie diesen umgeht. „Da haben sich mehr als 20 Kinder fast krankenhausreif gesoffen. Sollen wir darüber was schreiben?“, fragt der Redakteur seinen Ressortchef. Doch dieser winkt nur müde ab. „Nicht schon wieder, das will doch keiner mehr lesen.“
Stell dir vor, die Kinder saufen, und niemanden interessiert's.
Sind wir schon so weit, dass uns solche Meldungen nicht mehr bewegen? Noch vor wenigen Jahren waren die Zeitungen in regelmäßigen Abständen voll davon, dass unsere Kinder, kaum der Milch-Flasche entwöhnt, viel zu früh zur (hochprozentigen) Flasche greifen. Der Begriff Komasaufen hielt Einzug in die Schlagzeilen, sorgte für Betroffenheit und Diskussionen. Heute ist nur noch die Jugend voll, und zwar vom Alkohol. Die Medien aber schweigen sich darüber aus, weil solche Meldungen anscheinend niemanden mehr hinter den Ofen hervorlocken. Wir haben uns längst daran gewöhnt. Es ist halt so, da kann man nichts machen.
Dass Alkohol schon in sehr jungen Jahren zu einem Thema geworden ist, lässt sich freilich nicht mehr weg leugnen. Man braucht nur gewisse Internetportale, wie zum Beispiel gutefrage.de durchforsten, und man wird schnell fündig. Da fragen 13-Jährige, ob sie schon Wodka trinken dürfen oder ob in diesem Alter „nur“ Bier und Wein erlaubt sind. Da wollen 14-Jährige wissen, ob es schädlich ist, wenn sie regelmäßig jede Woche ein paar Gläser Bier trinken. Und 15-Jährige stellen die Frage ob jemand weiß, wie man am schnellsten besoffen wird.
Großes Interesse an Jugendschutzgesetz-Artikel
„Alk-Info“ berichtete vor einiger Zeit über das neue Jugendschutzgesetz in Österreich und listete zudem auf, ab welchem Alter in anderen europäischen Ländern Alkohol konsumiert werden darf. Und traf damit voll ins Schwarze. Wir bekommen täglich unzählige Klicks von Menschen, die sich darüber informieren wollen. Doch es werden nicht nur besorgte Eltern sein, die nachschauen, ob es verboten (oder erlaubt, je nachdem) ist, wenn der jugendliche Nachwuchs mit einer Wodkaflasche bewaffnet zur nächsten Party loszieht. Es werden sicher auch Kinder oder Jugendliche sein, die wissen wollen, ob und was sie schon trinken dürfen.
„Die Alkoholkranken werden immer jünger“, warnte unlängst der Psychiater und ärztliche Leiter vom Anton-Proksch-Institut in Wien-Kalksburg, Michael Musalek. Und weiter: „Vor 20 Jahren lag Einstiegsalter für Alkoholkonsum beim 15., jetzt liegt es beim elften bis zwölften Lebensjahr. Mit 16 Jahren haben schon 85 Prozent der Jugendlichen mehrfach Alkohol konsumiert und auch schon Rauscherfahrungen gemacht. Österreich ist im internationalen Vergleich im Spitzenfeld.“ Und der Chefarzt vom Psychosozialen Dienst (PSD), Georg Psota, forderte: „Wenn das Einstiegsalter sinkt, wird man sich Präventionsmaßnahmen in den Schulen überlegen müssen.“
Doch davon sind wir weit entfernt, weil es die zuständigen Behörden kalt lässt. Leider.
Unbequem
Dabei ist das Interesse an einer seriösen Information über die Alkoholkrankheit ungebrochen groß. „Alk-Info“ verbucht täglich zwischen 3500 und 4500 Klicks, an manchen Tagen sind es mehr als 5000! Und die Menschen, die sich bei uns informieren, bleiben sehr lange auf unserer Website – und zwar etwa 14-15 Minuten im Schnitt, wie die Internet-Informations-Firma „Alexa“, die 30 Millionen Websites weltweit analysiert, meldet. „Alk-Info“ rangiert übrigens im letzten Zehntel dieser 30 Millionen Websites – ein enormer Erfolg für eine Internetplattform, die es erst seit etwas mehr als einem Jahr gibt!
Doch das scheint offizielle Ämter und Behörden, die mit Sucht zu tun haben, so gut wie nicht zu interessieren. Der Wiener Gesundheitsstadtrat hat sich nach mehrmaligen Anfragen bis heute nicht bei uns gerührt, den beiden Fonds „Gesundes Wien“ und „Gesundes Österreich“ sind wir nicht wissenschaftlich genug und auch die meisten anderen Behörden stellen sich ebenfalls taub, wenn es darum geht, mit uns zusammenzuarbeiten.
Aber was soll's. „Alk-Info“ wird weiter über die verschiedensten Aspekte der Alkoholsucht berichten. Auch wenn wir, wie es scheint, so manchen etwas zu unbequem sind.

Ihr Harald Frohnwieser