Kiffen soll in Deutschland bald legal werden
Alkohol vs. Cannabis – was ist gefährlicher?
von Harald Frohnwieser
„Morgens ein Joint, und der Tag ist dein Freund“, propagierten vor etwa 50 Jahren die Hippies. Was so positiv klang und für viele heute immer noch so klingt, stellte sich im Lauf der Jahre als Mythos heraus. Der häufige Konsum von Marihuana ist für viele Fachärzte und Studienautoren mittlerweile genauso gefährlich wie ein regelmäßiger Alkoholmissbrauch. Dennoch will die deutsche Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP Cannabis legalisieren und – ähnlich wie in Kanada oder einigen US-Bundesstaaten – kontrolliert abgeben. Die Tatsache, dass die Hanfpflanze starke Konzentrationsschwierigkeiten oder Psychosen bis hin zur Schizophrenie auslösen kann, wird einfach ignoriert. „Alk-Info“ stellt hier die gesundheitlichen und psychischen Schäden des Gebrauchs der beiden Drogen – die eine legal, die andere in den meisten Staaten noch illegal – gegenüber.
Wer häufig Alkohol konsumiert, schädigt seine Gesundheit enorm und kann auch daran sterben. Allein in Deutschland gehen an die 75.000 Todesfälle pro Jahr auf übermäßigem Alkoholkonsum zurück. Zudem wird Alkoholmissbrauch für das Ausbrechen von mehr als 200 Krankheiten verantwortlich gemacht, worüber auch „Alk-Info“ bereits berichtet hat. Konsumenten von Cannabis hingegen sind überzeugt, dass ihr Rauschmittel weitaus ungefährlicher sei als es der Alkohol bewiesenermaßen ist. Marihuana sei wesentlich harmloser und mache nicht abhängig, sind sie überzeugt. Und es gäbe – anders es als beim Alkohol der Fall ist – keine Todesfälle aufgrund von Cannabis-Konsum. Doch es ist mittlerweile längst bekannt, dass diese Behauptungen nicht stimmen.
Gehirnentwicklung bei Jugendlichen: Ebenso wie Alkoholkonsum im Jugendalter schädigt auch Cannabis bei Kindern und Jugendlichen die Gehirnentwicklung. Der anerkannte Kinder- und Jugendpsychiater Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, warnt auch bei nur gelegentlichem Cannabis-Konsum vor Hirnschädigungen bei jungen Menschen. Das Gehirn sei, so der Experte, auch mit 18 Jahren noch nicht genug ausgereift.
Eine international durchgeführte Forschung hat ergeben, dass bei MRT-Aufnahmen von Jugendlichen, die regelmäßig kiffen, die Hirnrinde dünner ist als bei jenen, die kein Cannabis rauchen. Die Hirnrinde hilft, um Impulse zu kontrollieren, Probleme zu lösen und Handlungen zu planen und zu organisieren. Die jungen, etwa 19-Jahre alten Cannabis-Konsumenten reagierten impulsiver und hatten große Schwierigkeiten, sich auf die ihnen gestellten Aufgaben zu konzentrieren. Dabei zeigte sich auch, dass bei jenen Jugendlichen, die mehr Cannabis konsumierten als die anderen, die Probleme noch größer waren.
Kreislauf: Nach einem Joint treten oft Kreislaufprobleme bis hin zu einem Kollaps auf. Die Folgen davon sind ein beschleunigter Puls, Bluthochdruck sowie erweiterte Blutgefäße. Zudem werden durch das Verbrennen des Tabaks, den man mit dem Cannabis mischt, toxische sowie krebserregende Stoffe freigesetzt.
Auch übermäßiger Alkoholkonsum kann ebenfalls den Kreislauf und das Herz schädigen.
Konzentration: Sowohl Alkohol als auch Cannabis rufen schon kurz nach dem Konsum Gedächtnisschwierigkeit und Konzentrationsprobleme hervor. Klar ist auch, dass beide Substanzen die Fahrtüchtigkeit erheblich senkt.
Depressionen: Der Konsum von Cannabis hat ebenso wie der des Alkohols starke Auswirkungen auf die Stimmung. Vor allem Cannabis entspannt zwar einerseits den Kiffer, kann aber andererseits zu Niedergeschlagenheit, Unruhe und Angst bis hin zu einer Depression führen. Diese innere Unruhe äußert sich mitunter auch in den Körperbewegungen, die sehr fahrig oder ziellos wirken können. Auch Alkoholiker erkranken nicht selten an einer Depression, da die früher stimmungsaufhellende Wirkung im Lauf der Jahre nachlässt und sich dann Depressionen entwickeln können.
Psychosen: Wer täglich kifft und dazu noch einen hohen THC-Gehalt inhaliert, kann an einer dauerhaften Psychose erkranken. Psychosen sind psychische Störungen, bei denen die Betroffenen die Realität verändert wahrnehmen und verarbeiten. Das Risiko, an einer Psychose zu erkranken, steigert sich bei Kiffern um das Drei- bis Fünffache im Vergleich zu Personen, die von Joints die Finger lassen. Ebenso kommen häufig auch Panikattacken, Verwirrtheit, Verfolgungsängste bis hin zu paranoiden Wahnvorstellungen vor. Studien haben bewiesen, dass in jenen Staaten, in denen Cannabis legal zu kaufen ist, mehr Menschen an einer Psychose erkranken als in jenen Ländern, die den Verkauf und den Konsum von Haschisch verbieten.
„Übereinstimmend mit bisherigen Studien zeigen unsere Ergebnisse, dass der Gebrauch von Cannabis mit einer hohen THC-Konzentration einen schädlicheren Effekt auf die mentale Gesundheit hat als der Gebrauch geringer konzentrierter“, erklärt dazu die Leiterin der Studie, Martha Di Forti vom Institut für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften des Londoner King's College. Dazu muss man wissen, dass überall da, wo Cannabis legalisiert wurde, der THC-Wert höher ist als auf dem Schwarzmarkt. Die Behandlung der Patienten, die nach einem oft langjährigen Cannabis-Konsum behandelt werden müssen, kostet dem Staat natürlich viel Geld. Dazu der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Berliner Charité, Andreas Heiz: „Wenn sich eine Gesellschaft eine Droge leistet, muss sie sich dann um die kümmern, die unter die Räder kommen.“ Forscher sind sich zudem einig, dass die Psychosenrate um die Hälfte sinken würden, wäre kein Cannabis erhältlich.
Schizophrenie: Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass Cannabis-Konsum eine Schizophrenie hervorrufen kann. Oft reichen hierfür nur geringe Mengen an Marihuana aus. Bei übermäßigem Alkoholkonsum ist dies nicht der Fall.
Hodenkrebs: Es gibt Hinweise, dass Cannabis Hodenkrebs verursachen kann, genau erforscht ist dies jedoch nicht.
Suchtpotenzial: Sowohl bei Alkoholmissbrauch als auch bei häufigem Cannabis-Konsum tritt eine Abhängigkeit auf. Beim Alkohol ist diese sowohl psychisch als auch körperlich (zittern, schwitzen, Angstzustände etc.). Bei Cannabis hingegen sind zwar keine körperlichen Abhängigkeiten bekannt, psychisch jedoch kann mehr sehr wohl abhängig werden. Fälle, dass Cannabis-Konsumenten schon morgens – ähnlich wie bei Alkoholkranken – ihren Stoff brauchen, sind gar nicht so selten. Bis zu zehn Joints kann dann die tägliche Dosis sein.
In Deutschland sind etwa 1,77 Millionen Männer und Frauen alkoholabhängig, weitere 6,7 Millionen Menschen gelten als Risikotrinker. Vom Cannabis sind 309.000 Menschen – soweit bekannt - psychisch abhängig.
Todesfälle: Wie bereits erwähnt, sterben in Deutschland an die 75.000 Menschen jährlich aufgrund ihres Alkoholmissbrauchs. Ob Cannabis hingegen töten kann, wurde bisher nur an Hunden und Affen getestet, denen hohe Dosen von THC verabreicht wurden, doch die Versuchstiere überlebten sie. Ausreichende Studien dafür gibt es jedoch bis heute nicht. Dennoch sind sich die meisten Ärzte sicher, dass es eher unwahrscheinlich sei, an Cannabis zu sterben. Doch es gibt verdeckte Todesfälle: es kommt immer wieder zu schweren Autounfällen, bei denen Cannabis im Spiel war. So starben im Jahr 2019 in Deutschland 52 Menschen, weil sie sich nach einem Cannabis-Konsum hinters Lenkrad setzten, wobei die Dunkelziffer weitaus höher eingeschätzt wird. Da die meisten Kiffer Cannabis und Tabak mischen und den Rauch stark inhalieren, um die gewünschte Wirkung zu erhalten, ist das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, enorm hoch. Wie viele Todesfälle es in diesem Zusammenhang gibt, ist leider nicht bekannt.
Mischkonsum
Studien haben gezeigt, dass Menschen, die beide Substanzen zusammen konsumieren, enorme Leistungseinbußen zu verzeichnen haben. Zudem wird der Rauschzustand enorm verstärkt, was wiederum einen großen Stress für den Körper zur Folge hat (siehe auch „Mischkonsum mit fatalen Folgen“).
Fazit
Beide Drogen können gefährlich sein, wenn man sie regelmäßig konsumiert, Alkohol ebenso wie Cannabis. Letzteres wird nun auch in Deutschland legalisiert, ob das sinnvoll ist, bleibt abzuwarten. Dieter Meyerhoff von der University of California in San Francisco, USA, rät dazu, hier nicht voreilig zu sein: „Nutzen wir doch die Gelegenheit, die entsprechenden Entwicklungen in den Ländern zu studieren, die schon Cannabis legalisiert haben, bevor wir ihnen unkritisch folgen.“