Alkoholexzesse fördern Fressattacken
Starkes Saufen hat Gewicht

von Harald Frohnwieser

Wer viel und vor allem regelmäßig Alkohol trinkt, nimmt zu. Das ist an und für sich keine Neuigkeit, weiß man doch, dass im Alkohol reichlich Kalorien enthalten sind. Britische Forscher haben nun aberBierbauch herausgefunden, dass Alkoholexzesse Fressattacken begünstigen. Der Heißhunger auf Kalorienbomben wie Pizza, Kebab oder Chips wird gesteigert, auf Sport hingegen wird nach reichlichem Alkoholgenuss meist verzichtet.

Das britische Meinungsforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag des Ernährungsinstituts Slimming World 2.042 Menschen über ihren Umgang mit Alkohol und Essen befragt und herausgefunden, dass es einen direkten Zusammenhang von Alkohol und Gewichtszunahme gibt. Die Teilnehmer der Studie neigten auch dazu, nach dem Genuss von Alkohol, mehr und länger zu essen. Dazu Dr. Jacquie Lavin, Leiterin der Ernährung und Forschung von Slimming World: „Der Alkohol macht das Essen noch attraktiver. Es schmeckt besser und fühlt sich besser an, als es normal der Fall sein würde.“ Wer mehr als drei große Gläser Wein trinkt, kann in den darauffolgenden Stunden rund 6.300 zusätzliche Kalorien zu sich nehmen. So gab etwa die Hälfte der Befragten an, dass sie einen Heißhunger auf Pizza, Kebab und Chips haben, wenn sie mehr als diese drei Gläser Wein trinken (siehe auch „Mit dem Rausch kommt auch die Pizza“).
Freilich, nicht nur Weintrinker sind gefährdet, dick zu werden, auch Biertrinker haben, abgesehen von den vielen Kalorien (siehe Tabelle am Ende des Artikels), ein großes Risiko, an Gewicht zuzulegen. Rund die Hälfte der Befragten gab an, am nächsten Tag auf Sport zu verzichten, wenn sie am Tag zuvor mehr als vier große Biere tranken. Um den KaterDr. Jacquie Lavin, Leiterin der Ernährung und Forschung von Slimming World loszuwerden verzichteten sie auf Laufen oder Fußball, sondern legten sich ins Bett oder saßen vor dem Fernseher oder dem Computer. In der Nacht, in der sie die Biere tranken, nahmen die Befragten 2829 Kalorien in Form von Essen und 1476 Kalorien mit dem Alkohol zu sich, das sind insgesamt immerhin satte 4305 Kalorien. Angesichts dieser Ergebnisse fordert Jacquie Lavin die britische Regierung auf, eine Informationskampagne zu starten, welche Auswirkungen das Trinken von Alkohol auf das Gewicht hat. Lavin regt deshalb an, die Etiketten der Alkoholflaschen mit Hinweisen auf die darin enthaltenen Kalorien zu versehen.
Hohes Diabetes-Risiko
Wer regelmäßig trinkt, läuft jedoch nicht nur in Gefahr, seine Garderobe im wahrsten Sinne des Wortes ständig erweitern zu müssen, er geht auch das Risiko an, an Diabetes Typ 2 zu erkranken (siehe auch „Eine bittersüße Gefahr“). Das hat vor allem mit dem Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Konsum von Alkohol zu tun. Wie bei allen Lebensmitteln gibt es auch für alkoholische Getränke einen Glykämischen Index (GI). Hier gilt: Je höher der GI umso höher ist die Ausschüttung von Insulin im Blut. Ist der Wert besonders hoch, kommt es zu einem schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels der dann, nach etwa zwei bis vier Stunden, rasant sinkt. Die Folge davon ist ein Heißhunger, der schnell und ausreichend befriedigt werden muss. Getränke, die einen sehr hohen GI-Wert haben sind vor allem Bier, Gin Tonic, alkoholische Mixgetränke und Alcopops.
Alkohol hemmt den Fettabbau
Doch man muss nicht sehr viel Alkohol trinken, um Speck anzusetzen. Ein Gramm reiner Alkohol enthält 7 Kilokalorien (kcal). Das sind fast doppelt so viele Kalorien wie in einem Stück Zucker stecken (4kcal) und fast genauso viel, wie ein Gramm Fett enthält (ca. 9 kcal). Zu den Kalorien, die im Alkohol stecken, kommen noch je nach Getränk Kalorien aus dem Zucker, der Hefe und anderen Zutaten hinzu. Besonders tückisch ist, dass Alkohol den Fettabbau hemmt. Wer Alkohol trinkt, nimmt somit zusätzliche Kalorien auf, die gleichzeitig schlechter als sonst üblich verwertet werden. Dazu muss man wissen, dass das Verbrennen anderer Nahrungsbestandteile zurückstehen müssen, so lange der Körper mit dem Verbrennen von Alkohol beschäftigt ist. Wenn aber weniger Fette verbrannt werden, steigen die Blutfettwerte in gesundheitsschädigendem Ausmaß an, was wiederum nicht nur das Körpergewicht beeinflusst und das Risiko, an Diabetes zu erkranken steigert, sondern auch für Bluthochdruck und Herzerkrankungen sorgt (siehe auch „Nicht nur die Leber ist betroffen“).
Alkoholmissbrauch macht mit der Zeit schlank
Wer so aussieht, als habe er einen Fußball verschluckt, hat vorher weniger gekickt als mehr gesoffen, man spricht deshalb von einen Bierbauch. Doch es muss nicht der Gerstensaft alleine sein, der dafür sorgt, dass einKalorientabelle Gürtel oder die Hosenträger überflüssig werden. Denn durch den Alkohol angesammeltes Fett wird tatsächlich vor allem in der Bauchgegend gespeichert. Dass der sogenannte Bierbauch bei Männern häufiger vorkommt als bei Frauen ist durch die unterschiedlichen Hormone, die Männer und Frauen haben, bedingt.
Doch Alkohol ist nicht nur ein Dickmacher, er sorgt auch dafür, dass Menschen schlank werden. Wer regelmäßig und schon seit vielen Jahren Alkohol exzessiv missbraucht, nimmt mit der Zeit ab. Denn der Alkohol wird im Laufe der Jahre bei diesen Menschen über andere Wege abgebaut, sein Energiegehalt kann dann nicht mehr voll verwertet werden, sondern er dient nur noch zur Wärmeerzeugung. Dazu kommt, dass schwere Trinker kaum noch in der Lage sind, normale, also feste Nahrung aufzunehmen. Wenn also, was meist der Fall ist, der Alkohol das Essen ersetzt, kommt es zu einer starken Reduzierung des Körpergewichts, was mitunter aufgrund des damit verbundenen Vitaminmangels sogar lebensgefährlich sein kann. Eine künstliche Vitaminzufuhr in Form von Nahrungsergänzungsmittel bringt hier ebenso wenig wie für jene, die aufgrund ihres Gewichts sich immer weniger bewegen können – beide Gruppen werden nicht darum herumkommen, früher oder später eine Alkoholtherapie – in welcher Form auch immer – zu absolvieren und mit dem Trinken Schluss zu machen. Denn sonst ist wirklich bald Schluss – mit der Gesundheit und bald auch mit dem Leben.

Foto: Slimming World (1) Grafiken: Thomas Frohnwieser (2)