„Transformers“-Star Shia LaBeouf über Alkohol und Drogen:
„Man sollte das Zeug nicht anrühren“

von Harald Frohnwieser

Mit elf rauchte er seinen ersten Joint, den ihm sein Vater in die Hand drückte, als Jugendlicher trank er bereits, was das Zeug hielt. Shia LaBeouf, der 2007 mit seinem Part in dem Blockbuster-Film „Transformers“ zum Hollywood-Star avancierte und mehrere Preise für seine darstellerischen Leistungen erhielt, sorgte immer wieder für Skandale. Wurde nach einem Ausraster in einem New Yorker Theater sogar vorübergehend festgenommen, prügelte sich mit einem Sicherheitsmann in einem Supermarkt. Als der Alkohol, aber auch die Shia LaBeouf (2015)Drogen sein Leben fast ruinierten, schaffte er es schließlich doch noch, sich mit Hilfe einer Entzugsklinik und den Anonymen Alkoholikern von seiner Alkoholsucht zu befreien. Und schwört sich: „Das Zeug rühre ich nie wieder an!“

Warum er dem Alkohol verfiel, dafür hat Shia LaBeouf für sich eine Erklärung gefunden: „Meine Mutter war Alleinerzieherin und wir waren sehr arm. Deshalb begann ich schon als Kind, kleine Dinge wie Pokemon-Karten oder Tamagotchis zu stehlen.“
War es das schlechte Gewissen, das ihn schon früh zur Flasche greifen ließ? Oder war es vielmehr sein Vater, bei dem er als Jugendlicher für einige Zeit lebte? „Da gab es überall Drogen – Kokain, Heroin, Marihuana“, erinnert sich der Schauspieler an diese bewegende Zeit. Doch schon ein paar Jahre zuvor, mit elf, machte Shia LaBeouf seine erste Erfahrung mit einem Suchtmittel: „Damals gab mir mein Vater, als ich ihn einmal besuchte, meinen ersten Joint.“ Sein Vater war Veteran im Vietnam-Krieg und konnte das damals Erlebte wohl nur mit Hilfe von Alkohol und Drogen verarbeiten. Als Shia noch ein Kind war, nahm ihn sein Vater bereits mit zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker, damit er seine Sucht in den Griff bekommen konnte. Ob mit Erfolg, ist nicht überliefert.
Bereits mit 14 vor der Kamera
Schon als Kind wusste LaBeouf, dass er einmal Schauspieler werden will, und bereits mit 14 stand er für die Kinderserie „Even Stevens“, die vom Disney-Channel produziert wurde, von 2000 bis 2003 vor der Kamera. Dafür erhielt der Jungstar zwar einen Emmy als bester Darsteller in einer Kinderserie, doch bei Disney fühlte er sich alles andere als wohl: „Meine Kollegen und ich wurden zwar immer wieder zu Festen, die von Disney veranstaltet wurden, eingeladen, doch wir waren irgendwie die Außenseiter und wurden auch so behandelt.“ Was wohl mit ein Grund war, warum der junge TV-Star immer wieder zum Alkohol griff. „Ich mochte es nicht, in die Öffentlichkeit zu gehen, weil ich dort ständig meine Fehltritte sah“, erinnert er sich heute an jene Zeit. Und über den Alkohol: „Ich wusste nie, wie man trank und mochte es auch nicht. Aber ich wusste, dass man trinken muss.“
Von Steven Spielberg enttäuscht
Shia LaBeouf, der am 11. Juni 1986 in Los Angeles, US-Bundesstaat Kalifornien, zur Welt kam, zog es von den Fernsehstudios, in denen er u.a. auch für „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“ oder „Emergency Room – Die Notaufnahme“ vor der Kamera stand, schon bald zum Film. Mit 19 drehte er „Das Geheimnis von Green Lake“ und die Klamotte „Dumm und dümmer“, danach kamen Angebote für „I, Robot“, „Constantine“, „Das Spiel seines Lebens“ oder „Disturbia“. Im Jahr 2007 wurde er mit dem Sci-Fi-Streifen „Transformers“, in dem er die Hauptrolle spielte, zum Weltstar. Für seine Rolle als Sam Witwicky, der von seinem Vater ein Auto geschenkt bekommt, das sich jedoch als außerirdischer Roboter entpuppt, wurde Shia LaBeouf sogar als bester männlicher Newcomer ausgezeichnet. Von Steven Spielberg, der „Transformers“ mitproduzierte, zeigt sich LaBeouf mittlerweile enttäuscht: „Ich habe immer gedacht: Wenn du bei Spielberg angelangt bist, dann hast du es geschafft.“ Aber: „Er ist kein Regisseur, sondern eine verdammte Firma. Alles ist minutiös geplant. Du musst innerhalb 37 Sekunden deinen Text sprechen. Mach das fünf Jahre lang und du weißt gar nicht mehr, was du eigentlich beruflich machst.“
Anzeige wegen Alkohol am Steuer
Die drakonische Arbeitsweise hinderte LaBeouf aber nicht daran, schon ein Jahr später wieder für Spielberg zu drehen, diesmal sogar mit ihm als Regisseur. An der Seite von Harrison Ford sorgte der damals 22-Jährige in „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ für Action pur.
Der Erfolg hinderte den jungen Star freilich nicht, noch mehr Alkohol und Drogen zu konsumieren. Noch im selben Jahr, in dem er den „Indiana Jones“-Streifen drehte, wurde er in einem Verkehrsunfall verwickelt, an dem er zwar nicht schuld war, aber wegen Alkohol am Steuer eine Anzeige am Hals hatte. Das war freilich nicht das einzige Mal, dass Shia LaBeouf mit dem Gesetz in Konflikt kam: mal wurde er vorübergehend festgenommen, weil er im betrunkenen Zustand in einem Theater in New York lautstark die Aufführung störte, dann wieder, weil er sich mit einem Obdachlosen wegen eines Hutes stritt und dabei ausfallend wurde. Ein anderes Mal wiederum begann er eine Schlägerei mit einem Sicherheitsmann in einem Supermarkt. Wobei längst vermutetet wurde, dass Shia auch andere Substanzen zu sich nahm. Ein Freund damals zu einem Online-Magazin: „Shia hat in den letzten Monaten wiederholt Ecstasy eingeworfen, zusammen mit Alkohol.“ Shia LaBeouf im Rückblick: „Ich litt an Größenwahn. Ich fing an zu trinken und fühlte mich dann kleiner als ich war, also wurde ich lauter, als ich sein sollte.“
Entzugsklinik und Anonyme Alkoholiker
Dass es so nicht weiterging, dämmert den jungen Schauspieler allmählich. Nicht nur seine darstellerischen Leistungen wurden aufgrund seiner Sucht immer schlechter (wofür er 2012 sogar einmal eine „Goldene Himbeere“ als schlechtester Schauspieler für „Transformers 3“ bekam). 2014 checkte er freiwillig in eine Entzugsklinik ein. Ausgerechnet sein von ihm sehr geschätzter Kollege Brad Pitt, der selbst ein großes Alkoholproblem haben soll, drängte ihn, als er von der Klinik entlassen wurde, dazu, die Meetings der Anonymen Alkoholiker aufzusuchen. Seitdem ist der Star, der von Blockbustern genug hat und in kleineren Produktionen wie dem Musikvideo „Elastic Heart“ (2015) mitspielt, trocken und clean. „Das ist einfach nichts für mich. Man sollte das Zeug nicht anrühren – den Alkohol und den ganzen anderen Kram, der einen durchdrehen lässt. Man kann den Scheiß einfach nicht unter Kontrolle behalten. Deshalb werde ich auf dem Boden der Tatsachen bleiben“, erzählt er. Eine Einstellung, die er fest entschlossen durchzieht. Als das Branchen-Magazin „Variety“ für eine Reportage vorschlug, ihn in einem Weinkeller zu fotografieren, lehnte er strikt ab: „Das Zeug hätte fast mein Leben ruiniert.“
Der Name Shia kommt übrigens aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie „Geschenk Gottes“. Bleibt nur für ihn zu hoffen, dass er sein neues Leben als ein solches sieht…

Foto: commons.wikimedia.org / Tabercil (1)